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Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
der aus der Verbindung des Sandes mit den Eisenteilen entsteht, welche die gestauten
Gewässer ablagern.
b. Im äußersten S.w. l. von der Ems erhebt sich der Boden noch ein-
mal zu einer Fortsetzung des Osnings, den Bentheimer Hügeln, in denen
trefflicher Sandstein gewonnen wird. Malerisch ragt der Bentheimer Schloß-
berg über dem Niederlande empor.
c. Den ganzen Lauf der Hase begleiten schwellende Wiesen; große Forst-
strecken sind sodann der Bentheimer Wald und das neubepflanzte Gebiet
s.o. vom Hümmling, dem Herzoge von Arenberg-Meppen gehörig. Bei Sögel
das in Gestalt eines Kegelspiels erbaute Schloß Clemenswerth, einst Jagd-
schloß der Bischöfe von Münster.
cl. Teils zum Deutschen Reiche, teils zu den Niederlanden gehört das
Bouju^rtanger Moor, benannt nach den „Tangen", d. s. Sandstreifeu,
welche es zangenartig durchziehen. S.ö. davon die Engdener Wüste.
Im Bourtauger Moore, einem der ebensten Teile Deutschlauds, befanden sich in
den 70 er Jahren auf einer Fläche von 400 qkm nur 12 menschliche Niederlassungen.
Aber man geht dem Moore jetzt thatkräftig zu Leibe durch Anlegung von Kanälen, und
vor allem wird der Süd-Nordkanal (f. S. 39) zu seiner Erschließung dienen. Es sind
blühende provinzielle Fehnkolonien angelegt, und auch auf der holländischen Seite rückt
die Besiedlung der Grenze immer näher.
Im Norden r. der Ems leitet das Netz der Papenburger Fehnkanäle
hinüber nach einem günstiger gestellten Gebiete, nämlich nach
8. (Dstfricöland.
„Ostfreesland is'n Pankook, de Rand is dat Beste dran", d. h. es ist
ähnlich beschaffen wie das Herzogtum Bremen, in der Mitte Geest und Moor,
an den Rändern Marschen.
a. Die ostfriesischen Moore sind besser besiedelt als im allgemeinen
die übrigen; auf dem Hochmoore hausen, zum Teil angezogen durch das
Urbarmachungsedikt Friedrichs des Großen, überall Moorkolonisten, von denen
sich manche durch Fleiß und Sparsamkeit aus ihrer Armut aufgeschwungen
haben. Blühender ist der Betrieb in den großen Fehnen, z. B. Rhauderfehn
und Großefehn. Ein Teil der Moorfeeen speist den Ems-Jade-Kanal.
I). Um das Hochmoor lagern sich die Grünlandsmoore und folgende
größere Marschlandschaften: zwischen Ems und Leda das Oberledinger
Land, l. der Ems das Reiderland, n. vom Dollart die Krummhörn,
n. von der viereckigen, immer mehr znschlammenden Ley-Bucht, au der N.w.-
küste, das Norder- und, weiter ö., das Harlingerland.
Auf den Tangen, die aus dem Bourtanger Moore bis ins Reiderland ziehen,
liegen stattliche, langgestreckte Ortschaften, die in ihrem Gepräge an das Alte Land er-
innern, während im Nord er- und imharlinger-Lande die Gehöfte meist vereinzelt
auf Werften <Wurten> stehen. Das Reiderland besitzt die fruchtbarsten Polder, denn viel
hat man der Ems bereits von ihrem Raube wieder abgerungen. Die Krummhörn
(d. i. entweder die Grimme Hörn, oder so benannt nach den auffällig krummen Wegen)
ist von Kanälen durchzogen, die zum Teil bei Emden münden (f. Bild S 53). Um die
Emsmündung herum liegt der Boden unter der Durchschnittshöhe des Meeres, überhaupt
kein Punkt des ostfriesischen Festlandes, ausgenommen den künstlich aufgeschütteten, 25 m
hohen Plitenberg bei Leer, höher als 20 in.
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Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
Über dem n. Atlantischen Ozean ist der Luftdruck meistens sehr gering, das Queck-
silber im Barometer steht niedrig: es bildet sich sehr leicht ein barometrisches Minimum.
Nach dem Orte eines solchen strömen die Winde von allen Seiten zusammen, und indem
es n.o.-wärts an den Küsten Europas vorüberwandert, zieht es die westlichen Winde über
unser Land spiralförmig nach sich. Der N.w.-Wind ist zwar nicht der am häufigsteu
auftretende, aber der ranheste und heftigste; davon zeugen die Bäume, die sich nach S.o.
hinüberbiegen und an der „Wetterseite" mit Moos und Schorf bekleiden. An der Küste
hemmt der N.w. den Baumwuchs, auf den Inseln gedeihen Bäume ungeschützt nicht
mehr. Plötzliches Hereinbrechen kalter N.- und O.-Winde erzeugt im Mai die Kälte-Rück-
fälle mit den schädlichen Nachtfrösten, die häufig um den 11.—13. Mai einfallen, daher
der böse Ruf der „drei gestrengen Herren": Mamertus, Pankratius, Servatius.
Durch die jäh und rasch wechselnd einsetzenden Winde wird namentlich das Küstenklima
sehr veränderlich. — Hier weht an heißen Tagen die Luft vom Meere während des
Tages als Seewind nach dem stärker erwärmten Lande, umgekehrt des Nachts der Land-
wind nach dem alsdann wärmeren Meere.
4) Den Seewinden verdanken wir es, daß unsere Heimat in ihren küsten-
nahen Teilen eine um etwa 60 mm größere Regenhöhe hat als das nord-
deutsche Flachland im allgemeinen. Die nach N.w. gerichteten Ecken unserer
Mittelgebirge fangen die meisten Regenwolken auf; s. den Brocken S. 6.
Der trockenste Monat ist der April, der regenreichste der Heu- und Ferien-
monat Juli. An den Küsten ist auch der Herbst sehr regenreich.
Die größte Regenhöhe an einem Tage ist mit 72 mm bei Klansthal beobachtet.
An Schnectagen zählt Lingen 18, Brauuschweig 41. Klausthal 72, der Brocken 244 im
Mittel. Die Gewitter treten am häufigsten im Juli auf, aus der „Gewitterecke", dem
Südwesten, kommend.
Iv. Pflanzen- und Tierleben.
Die Bodenbedeckung, die einem großen Teile unseres Gebietes sein eigenartiges Ge-
präge giebt, ist das Heidekraut, überwiegend bestehend aus der gemeinen Heide
(Calluna vulgaris), daneben aus der fröhlicher aussehenden Doppheide (Erica tetralix).
Sie bedecken im R.b. Lüneburg gegen 22, in Stade 28, Osnabrück 32^ des Bodens.
Sie geben aber nach der Auffassung hannoverscher Forstleute eine höhere Grnndrente,
als wenn sie „zur Hebung der Landeskultur" in Kiefernwälder verwandelt würden.
Entstanden sind die Heiden zum Teil aus sich selbst heraus durch die Ungunst des Bodens,
dessen feiner, kalkloser Sand nicht feucht genug ist, um Grasrasen zu erhalten. Wird der
Boden hinreichend durchfeuchtet, so schwindet die Calhma und macht anderen Gewächsen
Platz. Sie kommt demnach nur auf Sandboden und im Hoch-, nicht im Tiefmoore vor.
Die Calhma fchwiudet aber auch, wenn der Heideboden sich selbst überlassen ist und
durch menschliches Eingreifen in keiner Weise gestört wird, denn alsdann wird sie in
verhältnismäßig knrzer Zeit vom Waldwnchse überzogen, der noch im Mittelalter unsere
jetzigen Heideflächen bedeckt hat, aber durch unverständige Forstwirtschaft, im Lüneburgischen
durch den Holzbedarf des uralten Salzwerkes, zerstört wurde. Der Kreislauf muß danach
im allgemeinen folgender gewesen sein: Der Wald geht durch menschliches Eingreifen
ein, sein Boden versumpft und vermoort, auf den völlig ausgewachsenen und damit ab-
sterbenden Mooren (Hochmooren) siedelt sich die Heide an, und diese würde wieder dem
Buschwalde weichen, wenn der Mensch nicht ihren Bestand künstlich unterhielte. Es giebt
bei uns keine sogenannten „Urheiden", denn die Calluna wird nur etwa 15 Jahre alt,
wird aber immer wieder durch Plaggenhieb und Weide gezwungen sich zu erneuern, wobei
der.viehbiß, der den Wacholder verschont, den Waldwuchs unterdrücktl). — Eine Eharakter-
1) Ernst L. L. Krause, Die Existenzbedingungen der nordwestdeutschen Heidefelder
(Globus 1895, Bd. 70).
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Extrahierte Personennamen: Erica Ernst_L._L._Krause Ernst
Landschaftskunde. — N.o.-Hannover, Emsgebiet.
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von breiten Wassergräben eingeschlossene Gehöfte, stattliche Thoreinfahrten, zierliche Blu-
mengärtchen, Fachwerkhäuser mit bemalten Balken und buntgefügten Ziegeln, 400000
Obstbäume, die im Frühjahr das „Kirschenland" in ein weißes Blütenmeer vermandeln ]), die
schiffreiche Elbe — alles das gestaltet das Alte Land zu der anmutigsten aller Marschen.
c. Zwischen der Schwinge und Oste das Land Kehdingen (Kaje — Gestade)
mit der großen, nicht eingedeichten Insel Krautsand, der schwerste Marsch-
boden, das Land der Ziegeleien, die von lippischen Arbeitern betrieben werden.
Etwas unterhalb Stade beginnt die Reihe der 8 Küstenforts, die unweit Bremer-
Hävens endet.
6. Die Oste-Marsch leitet hinüber nach dem Lande Hadelnd, das
dnrch^ den Geeste-Kanal und andere Wasserstraßen entwässert wird (s. S. 39);
der Überfluß des Wassers im Balksee wird durch den Neuhäuser Kanal ab-
geführt.
s. An der Unterweser die Marschen: Land Wursten ^) bis zur Geeste
(friesische Ortsnamen auf um — Heim), Vielank), Land Wührden und
Osterstade, bekannt durch das traurige Schicksal der Stedinger im Kreuzzuge
des Erzbischofs von Bremen, 1233.
f. Hinter den Wesermarschen dringen die Moore tief in den Geestrücken
ein, und der kahnbare Kanal Hamme — Oste — Schwinge verläuft ganz
überwiegend auf Moorboden. Das einst berüchtigte Teufelsmoor ist durch
Fehnwirtschaft sehr verkleinert.
Das „Schwimmende Land" von Waakhausen (Kreis Osterholz) ist ein
bis 5 m starker Moorboden, der mit den darauf ruhenden Bäumen, Feldern und
Gärten durch die Gewässer gehoben oder gesenkt wird. N.ö. vom schwimmenden Lande
schaut der 52 m hohe Weyerberg weithin über das Moorgebiet. Er trägt das aus
Findlingsgranit errichtete Denkmal des Moorkommissärs Findorf, der im 18. Jahrhnn-
dert gegen 800 Feuerstellen im öden Moor gegründet hat. An seinem Fuße liegt
Worpswede, mit seiner vielgenannten Malerkolonie. — Das benachbarte St. Jürgens-
land (St. Georgsland), an der Vereinigung von Wümme und Hamme, die zusammen die
Lesum bilden, ist ein Wiesenmoor, das allwinterlich bis auf die Wurten vollständig über-
schwemmt wird.
7. Das d3cbtet der mittleren Ems
ist Moorland, das von Sandrücken und an den Flüssen von Marschstreifen
durchzogen ist. Aus den ärmeren Landstrichen wandert ein Teil der Bewohner
allsommerlich als „Hollandsgänger" zu Torf- und Wiesenarbeiten nach den
Niederlanden. Doch läßt dieser Brauch mehr und mehr nach, während die
Zahl der Sommerarbeiter aus den ö. Landesteilen stets zunimmt,
a. Unter den Sandstrecken ist die fürchterlichste der Hümmling.
Waldverwüstung und Plaggenhieb haben die Feldnarbe vernichtet; vom Winde ge-
peitscht, jagt der „wütende Sand" über das Land und wird zu wandernden Dünen auf-
gehäuft. Nur schwer gelingt es die Dünen durch Dünenpflanzen und Einsetzen von
Kiefern festzulegen. Verderblich wirkt für das Pflanzenleben die Bildung des Ortsteins,
*) "Zur Zeit der Baumblüte, wenn das ganze Land wie in einen weißen und
rosigen Schimmer gehüllt erscheint und ein tausendfältiges, wohliges Leben darin summt
und schwärmt und jubelt, bietet es. einen Anblick dar, dessen eigentümliche Zauberpracht
nnt nichts vergleichbar ist." — H. Attmers Marschenbuch.
-) Hadeln von Haduloha — Hader- oder Kampswald, zurückzuführen auf das ge-
waltsame Eindringen der Sachsen in dies Gebiet.
3) Wortsaten, d. i. die aus Wurten Wohnenden. 4) D. i. Niederland.
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Bodetal. — Hermannshöhle. 65
7. Das Bodetal im Harz unterhalb Rübeland. Kein anderer Fluß des deutschen Mittelgebirges
besitzt ein Durchbruchstal mit solch großartigen, fast senkrechten Felswänden. Auswaschung und Ver-
Witterung haben den Granit in überraschende Gebilde zernagt, in denen das Spiel der Einbildungs-
kraft allerlei Ähnlichkeiten zu entdecken liebt.
« ®tej?ermannsl)öhie beirübeland im Harz. Nahe dem Bodeufec im Schöße des marmorartigen
Kalkgebirges ist die Tropfsteinhöhle durch ehemalige unterirdische Wasserläufe ausgewaschen und dann durch
r- Don ^er ®e*e träufelnde Sickerwasser mit Tropfsteingebilden erfüllt worden. Die Säulen
wachsen sich vom Boden und von der Decke entgegen. An der Decke und an den Seiten hängen zarte steinerne
-vorhänge. Auf dem Boden liegen Tropfsteinhaufen, die dem gefrorenen Wasser eines Wasserfalles ähneln.
Oehlmann, Landeskunde von Hannover und Braunschweig. 4. Aufl. 5
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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1. Volksteile. — Hausbau.
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Im Berg- und Hügellande des 30 überwiegt bei der Landbevölkerung der zwei-
stöckige, aus Fach- oder Flechtwerk errichtete fränkische Hausbau, mit getrennten
Ställen und Scheunen einen viereckigen Hof einrahmend. S. Bild S. 72. Das „Platz-
gebäude" des wohlhabenden friesischen Bauern (in Holstein „Heuberg" oder „Barg-
hus") vereinigt das von einem mächtigen Dache geschützte, im Innern viergeteilte
Wirtschafts- mit dem angehängten quadratischen Wohngebäude. Es sieht stattlich,
aber nüchtern aus und dringt jetzt weit auf den sächsischen Boden vor, weil es billiger
ist und als praktisch gelobt wird.
Dem niedersächsischen Bauernhause ist eine Schar begeisterter Lobredner er-
wachsen, nun es zu verschwinden droht und die Landschaft, in die es sich wie ein
Glied der Natur selbst hineinschmiegte, um ein gutes Stück ungesuchter Poesie ärmer
wird. Es ist entstanden aus dem Schafstalle, an dessen langgestrecktem Bau aus
Holz und Flechtwerk sich allmählich alle andern Räumlichkeiten angegliedert haben,
wie noch heute sich das ganze Wirtschaftsleben auf seinem „Atrium", der „Großen
Diele", abspielt und alle andern Räume nur als Anhängsel erscheinen. Die Mittel-
dreschdiele als Stallgasse, auf welche die Köpfe des beiderseits eingestallten Viehs
gerichtet sind, das große vierflügelige Einfahrtstor und hinter der Großen Diele die
Flett-(Wohn-)Diele mit dem Herdfeuer sind das Kernstück des sächsischen Hauses. Die
der Großen Diele „angeklappten" niedrigeren Seitenschiffe mit den Ställen heißen
Kübbung, und das Kübbungshaus war das bei uns zulande herrschende. Menschen,
Großvieh, Kleinvieh, Ackerfrüchte, Herr und Knecht, Stall und oft auch Bett —
alle in demselben vom Rauche des Herdfeuers erfüllten und gebeizten Räume, ohne
daß Gesundheit und sozialer Friede darunter litten. Dem „Einbau" oder „Langhause"
gibt sein Gepräge das anheimelnde Strohdach, auf das die Pflanzenwelt der Um-
gebung im Laufe der Jahrzehnte langsam hinaufwanderte. Dieses Dach wird nun
freilich kaum mehr zu halten sein, aber es wird auch überhaupt kein niedersächsisches
Bauernhaus mehr gebaut, nur veränderte Nachbildungen mit Ziegeldächern und "
Schornsteinen. Solche Eichenbalken, wie sie zu einem gerechten Gebäude gehörten —
30 m lang und darüber —, sind kaum noch für teures Geld zu haben. Dazu
kommt das Bedürfnis nach weiteren Nebengebäuden, die unentbehrlichen Maschinen
aufzunehmen, wodurch die Große Diele wiederum entbehrlich wird. Damit nun
nicht das Allerweltshaus des Städters oder gar das Vorstadthaus das Land über-
schwemmt und damit nicht mit dem Bauernhause auch das Bauernleben verschwindet,
sind schon mancherlei Versuche angestellt worden, einen Bau — wenn es sein muß,
aus Eisen und Zement — zu schaffen, der den Zwang der Neuzeit mit alten Gewohn-
heiten versöhnen soll, und in neuester Zeit stoßen wir auch auf Bauten, die Wohl-
gefallen erwecken können. In Westfalen sind sie schon häusiger, und den Bauern
fehlt es nicht mehr an guter Bauberatung. — Das Wahrzeichen des sächsischen Hauses
sind zwei Pferdeköpfe aus Holz, vorn am Giebel ausgesägt, auf dem Hause der Alt-
länder zwei sich in die Brust beißende Schwäne (siehe auch S. 71). Die Pferdeköpfe
heißen auch wohl „Kraienstol" — Krähenstuhl oder „Ulenfiärn" — Eulengiebel. Die
Bewunderer dieses sinnbildlichen Schmuckes hoffen ihn auf die Zeiten Widukinds und
noch viel weiter zurückleiten zu können- aber wir dürfen nicht verkennen, daß solche
Giebelzierden zunächst bautechnisch bedingt sind. Ebenso ist die Frage, ob die nach
außen schauenden Pferdeköpfe das Gebiet der Sachsen, die einander zugewandten die
ehemaligen Wohnsitze der Langobarden bezeichnen, so lange nicht spruchreif, bevor
ihr Vorkommen nicht wenigstens genau kartiert ist. Die „Giebelsäulen" im Gebiete
des Teutoburger Waldes, westlich bei Osnabrück, am Dümmer, nördlich bis Petershagen
und Luthe bezeichnen vielleicht das Land der Engern (?); im Kreise Zeven kommt
das Kreuz als Giebelzierde vor. Hadeln und Kehdingen kennen keinen das Dach
überragenden Giebelschmuck, aber lieben es, den Giebel mit buntbemalten, auch wohl
zu Figuren ausgesägten Brettern zu verkleiden.
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1. Der Harz.
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Rücken des „Ackers" als südöstliche Grenze ansehen. Im Brockengebiete der
beherrschende Gipfel mit 1142 m, Königsberg 1029 m, Wurmberg 968 m,
Bruchberg und Rehberg. Im Unterharz erhebt sich kein Gipfel über 635 m,
dort ist der bekannteste Aussichtspunkt der Ramberg (Viktorshöhe, 582 m).
Der Sockel des Ganzen senkt sich von 580 m bei Clausthal bis zu 240 m
im So. „Der Oberharz macht den Eindruck einer hohen Bank, vor welcher
der Unterharz wie ein breiter Fußschemel steht."
J.au/e/ithfil296 Clausthal 53'>
2. Längsschnitt durch den Harz von Seesen bis Eisleben.
Die ganze Masse des Harzes erscheint gleichsam wie ein Berg, auf dem sich
zahlreiche Gipfelspitzen erheben. Am wirkungsvollsten ist die Gipfelbildung in der
Brockengruppe >; darin der beherrschende Gipfel, auf dessen Kuppe und Abhang mächtige,
oft wunderlich gestaltete Granitbrocken (Hexenaltar, Hexenwaschbecken, Teufelskanzel)
zerstreut liegen. Der „Brakenberg", wie der älteste Name lautet (Braken — Dickicht),
„den mit Eeisterreihen kränzten ahnende Völker", ist nie eine heidnische Opferstätte
gewesen. Erste Spuren der Sage vom Hexenspuk im 14. Iahrh.' erstes Häuschen auf
dem Gipfel 1736- jetzt trägt er ein dreistöckiges Gasthaus, einen Aussichtsturm, eine
Wetterwarte und seit 1899 auch einen Bahnhof. Denn von Wernigerode führt durch
die „Steinerne Renne", das anmutige Tal der Holzemme, über Drei Annen und
Schierke (610 m) die Adhäsionsbahn, deren letzte Strecke sich in Windungen um den
höchsten Kegel zur Brockenkuppe hinaufzieht und die glücklicherweise die Eigenart des
Berges nicht geschädigt hat. Diese Eigenart des Brockens ist am schönsten besungen
von Goethe (Faust, Harzreise), der ihn dreimal bestieg. — Die Bergkuppe und das
Brockenfeld, das sich westlich an sie lehnt, tragen Torfmoore, welche aber wegen
Mangels am nötigen Sonnenschein nicht zur Torfgewinnung ausgenutzt werden können.
Nach allen Seiten rauschen die Gebirgsbäche hinab, keiner schöner als die Ilse, die
im „dunklen Felsenrahmen" zwischen Ilsenstein und Westerberg bei Ilsenburg das
Brockengebiet verläßt. Die großartigsten Felsengebilde liegen in den Durchbruchstälern
der Flüsse beim Austritt aus dem Gebirge, so die Granitfelsen der Roßtrappe und
des Hexentanzplatzes an der Bode bei Thale^. Aus der Brockengegend kommen ferner:
die Holzemme (zur Bode), die Oker mit der Radau (zur Aller), die Oder mit der
Sieber, zur Ruhme, die bei Northeim in die Leine geht. Die Oder ist gleich unterhalb
ihrer Quelle aufgestaut zum Oderteiche, der als das größte Wasserbecken des Harzes
(22 ha) durch den Rehberger Graben die Betriebswasser des hochgelegenen St. Andreas-
berg speiste. — Bei Langelsheim verläßt denharz die Innerste, von der Clausthaler
Hochfläche, die mit zahlreichen Seen, fast sämtlich Staubecken, bedeckt ist, gespeist
von den Regenwolken, welche die westlichen Winde über den Oberharz jagen. Hier
fällt etwa die doppelte Menge der Niederschläge wie in der Stadt Hannover, auf dem
Brocken gar fast die dreifache. — Dem Wanderer will es auf dem Unterharze oft
scheinen, als ob er im Flachlande wandelte, bis ihn ein Blick in die unter ihm liegende
Norddeutsche Ebene eines anderen belehrt. Nach O zieht hier die liebliche Selke zur Bode.
1 Der Brocken liegt in der Provinz Sachsen und ist Eigentum der Fürsten von
Stolberg-Wernigerode, der Besitzer der „Grafschaft Wernigerode".
* Siehe Bild 7, S. 65.
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8
Ii. Landschaftskunde.
Wenn auch das Gebirge, durch Brüche, die von Nw nach So laufen, steil ab-
gegrenzt, sich in seiner Gesamtheit als ein Glied des nach ihm benannten herzynischen
Streichens darstellt, so erweist sich doch in den älteren, tieferen Schichten das Gegenteil.
Unter den überlagernden Decken kommen zahlreiche Spuren des rheinischen Sw-No-
Streichens zutage, und auch der lange, einsame Rücken des „Ackers", südwestlich vom
Brocken, folgt dieser Richtung.
Im rauhen Oberharz gibt es keinen Kornbau mehr, auch der Unterharz liefert
nur spärlich Feldfrüchte; dafür aber besitzt namentlich jener herrliche Wiesen und
Weiden, und der prangende Wald nimmt 80% des Bodens ein. In düsteren Tannen-
Massen bedeckt er den Oberharz bis fast an den Gipfel des Brockens, als Laubwald
steigt er im Unterharz bis zu 500 m. Der Wald gewährt mit Waldarbeit, Köhlerei
und Holzfuhren einem großen Teile der Bevölkerung Unterhalt, ebenso die Viehzucht
auf dem Oberharz, und dazu spendet eine Erwerbsquelle die ständig wachsende Zahl
der Sommergäste in den zahlreichen Sommerfrischen und Kurorten. Von diesen liegen,
abgesehen von den sieben Bergstädten (f. u.), auf dem Unterharz Elbingerode
(hannoversch), im 11. Iahrh. von Transalbingiern aus Holstein gegründet, im Gebiete
des Brauneisensteins, der in Rothehütte in großartigen Werken verhüttet wird'
Hasselfelde, Rübeland^ an der Bode, Hohegeiß, mit 642 m höchstgelegene Ort-
schaft des ganzen Gebirges, die einen prächtigen Blick vom Brocken und Acker im W
bis an den Ramberg bietet, und Braunlage, anmutig am Fuße des Wurmberges —
die vier letzten braunschweigisch. Zu diesem Herzogtum gehören von dem etwa 2030 qkm
messenden Gebiete des Harzes 700, zu Anhalt 110, zu Preußen 1180 qkm, davon etwa
900 zu Hannover. Den Eintritt in das Innere des Gebirges erleichtern bereits fünf
Bahnen, es wird durchschnitten von der „Harz-Ouerbahn" Nordhausen-Ilfeld —
Drei Annen —Wernigerode. Um den Erwerbsverhältnissen des Oberharzes aufzuhelfen
und neue Industrien zu erschließen, wird die Bahn Goslar - Clausthal - Osterode —
Göttingen und auch eine zweite Querbahn geplant.
Vor allem aber ist vom Harzer der Beruf des Bergmanns, der im tiefen Erzgange
das „Fäustel" schwingt, bevorzugt. Die Urgebirgsmasse des Harzes birgt so ziemlich alle
Gesteine der Primärzeit^ der Erde, er ist für den Gesteins- wie den Pflanzen- und
Tierkundigen ein wahres „Naturalienkabinett". Es überwiegen Grauwacke und Schiefer,
im Oberharze viel Karbon, durchbrochen von vulkanischen Auswurfstoffen, wie Diabas,
Granit, Quarz-Porphyr und Basalt. Die drei bedeutsamen Punkte Brocken, Ramberg
und Kiffhäufer zeigen die gleiche Gesteinsbeschaffenheit. Um das Gebirge aber schlingt
sich ein Band von Kupferschiefer, dessen Ausbeute das Mansseldische zu demnächst
Spanien ersten Kupferlande von Europa gemacht hat. Der Oberharz besteht vor-
wiegend aus Kulm-Grauwacke, von Erzgängen durchsetzt, namentlich von silberhaltigen
Bleierzen, Zinkblende und Kupferkies. Diese Schätze auszunutzen, ist ein großartiges
Netz von Schächten bis zu 900 m Tiefe und von Stollen zur Bewältigung der unter-
irdischen Gewässer angelegt worden, und bedeutend ist auch die Arbeit, die an die
oberirdischen Gewässer mit Stauteichen und Leitungen gewandt ist, welche die Poch-
werke, Gaipel und „Künste" speisen. Trotz alledem droht dem Erzbergbau auf dem
Oberharz Erschöpfung, und eine Grube nach der anderen stellt ihren nur noch mit
großen Kosten aufrecht erhaltenen Betrieb als unlohnend ein. So kann der Ober-
harzer den zweiten Teil des Wunsches:
„Es grüne die Tanne, es wachse das Erz?
Gott schenke uns allen ein fröhliches Herz!"
nur noch mit Wehmut sprechen. Alles müht sich jetzt, der bisher vom Bergbau aus-
kömmlich lebenden Bevölkerung andere Nahrungszweige zu finden.
1 Siehe Bilderanhang S. 66.
2 Die Geschichte von der Bildung unserer Erde wird in die Urzeit und vier weitere
Abschnitte von der Primär- bis Quartärzeit eingeteilt. Wir stehen in der letztgenannten.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
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Ii. Landschaftskunde.
Grotenburg (386 m), bei Detmold, die Stätte der Hermannsschlacht und der leuto-
burgiensis saltus1 des Tacitus gefunden sein sollte. Der Name hat sich aber nun
einmal eingebürgert, und so wäre es wohl das einfachste, die ganze südliche Kette mit
ihm zu belegen und die ganze nördliche als Weserkette zu bezeichnen. — Der Osning
besteht aus zwei bis drei nebeneinander laufenden Ketten und besitzt Längstäler, die
dem Süntel fehlen. Beide sind sonst gleichartig durch die Faltung der Erdrinde gegen-
einander gepreßt, und zwischen ihnen sind im Westen durch den Druck sogar Schichten
der ältesten Steinkohle zutage gehoben.
Das malerische Durchbruchstal der Weser durch das Mittelgebirge reicht von
Münden bis Minden, bei dem der Strom ins Tiefland tritt. Glanzpunkte landschaft-
licher Schönheit sind der Kessel von Münden, Carlshafen (Hessen), Höxter-Corvey
(Westfalen), Holzminden, Polle, Bodenwerder, vor allem Hameln, die Aussichtspunkte
der Weserkette (Hohenstein, Paschenburg, Schaumburg usw.), Vlotho (Westfalen), endlich
die Westfälische Pforte, breit hineingeschnitten in den Süntel. Dicht schmiegt sich hier
die Weser an den Iakobsberg, und durch bedeutende Sprengungen mußte erst Raum.
geschaffen werden für Straße und Eisenbahn.
Am Rande einer lachenden, von schön bewaldeten Höhen umzogenen Weitung des
Wesertales Hameln (22), sehr alter Brückenort mit manchen höchst sehenswerten alten
Bauten ausgestattet und bedeutend gewachsen, seitdem es Bahnkreuzungspunkt geworden
ist. Der alte Name Querenhameln — Mühlenhameln weist auf starken Mühlenbetrieb
hin, und heute wird hier eins der größten Mühlenwerke Deutschlands durch die Wasser-
Kraft der Weser getrieben. Lachsfang. Die Sage vom Rattenfänger ist eine alte, bei
vielen Völkern vorkommende Wandersage, die hier vermutlich an das unglückliche
Treffen bei Sedemünder (1259) — bei Münder a. D. — anknüpft, das die Bürger
gegen den Bischof von Minden verloren. Andere vermuten darin einen Nachklang der
Kinderkreuzzüge. Über der Stadt erhebt sich am Rande des mannigfaltigen Lippischen
Berglandes in schönen Formen der Klüt zu 258 m, 194 m über der Weser. In
der Nähe von Hameln das Schlachtfeld von Hastenbeck (1757). — Westlich der Weser
an der Emmer und der Bahn Hannover-Altenbeken das Schloß Hämelschenburg,
entstanden um die Wende des 16. und des 17. Iahrh., neben dem „Hochzeitshause"
und dem „Rattenfängerhause" in Hameln eine der schönsten Perlen aus der Renaissance-
zeit in unfern Landen.
g) Dicht an den Osning geschmiegt, südlich von Osnabrück, die Iburger
Berge (356 m); näher an Osnabrück der Hüggel- nordöstlich von der Stadt
der Piesberg (181 m).
Der Hüggel liefert trefflichen Braun- und Spateisenstein, der durch die große
Georgs-Marienhütte ausgebeutet wird, und 1999 ist an seinem Nordabhange ein
Steinkohlenflöz in 699 m Tiefe nachgewiesen, während im Piesberg, der eine
schwere, tiefschwarze Kohle birgt, der Betrieb wegen der andringenden Wasser ein-
gestellt worden ist.
1 Für diese Festlegung des Namens spricht tatsächlich nur der Name des Töte-
Hofes am Fuße der Grotenburg, aber der wird wohl nur der „Große Hof" bedeuten
und kommt in dieser Bedeutung auch anderswo vor, wäre aber doch ein Anhaltspunkt.
Daß der Berg in den altdeutschen Kämpfen eine große Rolle gespielt hat, beweisen
die beiden „Hünenringe". Es sind bedeutende „Burgen", aus Wällen und Mauerwerk
mit eingelegten Pfählen gebildet, scheinen aber eher auf die Sachsen- als auf die
Cheruskerzeit zurückzuführen. Die Stätte der Hermannsschlacht ist noch nicht gefunden,
aber doch zieht die Grotenburg, durch das Hermannsdenkmal geweiht, durch ihre
hervorragende Lage mit einer gewissen inneren Wahrscheinlichkeit in dieser Frage
immer wieder die Blicke auf sich.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]